Europäische Wasserstraßen
Flüsse und Kanäle werden als Europawasserstraßen bezeichnet, wenn die Passage von Europaschiffen auf ihnen möglich ist. Ein Europaschiff hat eine Länge von 85 m und eine Breite von 9,5 m. Der Tiefgang beträgt 2,5 bis 3 m.
Der Ausbau der E30 ist von Polen sehr gewünscht, die Häfen in Szczecin (Stettin) und Swinoujscie (Schwinemünde) sollen für die Hochseeschiffahrt nutzbar und die Güterverkehr an mindestens 80% aller Tage bis nach Schlesien möglich gemacht werden. Schlussendlich sollen in Litauen Klaipeda (Memel) und in der Ukraine Odessa angeschlossen werden.
Auf deutscher Seite wird ein für Küstenmotorschiffen erreichbarer Hafen in Schwedt gewünscht, der an mindestens 90% aller Tage angelaufen werden kann.
Seitens der Naturschützer in Polen und Deutschland werden Schäden am Flussbett und Zerstörung von Lebensräumen, Austrocknung der Auenlandschaft auf Grund des beschleunigten Wasserabflusses und damit ein größeres Hochwasserrisiko befürchtet. Das Hochwasser käme schnell mit einem kurzen und sehr hohen Scheitel und nicht zeitlich gestreckt mit niedrigerem Pegel.
Die E70 führt vom Rhein-Maas-Delta durch Deutschland, Polen und Russland nach Klaipeda (Memel) in Litauen. Nachdem sie über den Oder-Havel-Kanal die Oder erreicht hat, geht die Wasserstraße kurz flussaufwärts und dann bei Kostrzyn über die Warta (Warthe) zur Notec (Netze).
Die Warta fließt durch die Wojewodschaften Lubuskie und Wielkopolskie, die seit Jahren unter Dürre leiden und durch den Ausbau besonders gefährdet werden.
Deutschland ist mittelbar und sicher bei den Kosten unmittelbar an der E40 beteiligt. Sie führt von Gdansk (Danzig) über Belarus nach Odessa zum Schwarzen Meer und wird aus Deutschland kommend über die E70 in Bydgoszcz (Bromberg) erreicht. Die E40 führt kurz vor Belarus durch ein Natura-2000-Gebiet und später durch die Polesie. Sie ist das Herzstück der größten europäischen Wildnis von Belarus, Polen, Russland und der Ukraine und wird auch als „Amazonas Europas“ bezeichnet: Überschwemmungsgebiete Wisente, Braunbären und Luchse sowie einen der allergrößten Rastplätze für Zugvögel (Internationales Verkehrswesen).
Anschließend verläuft die E40 durch die Sperrzone von Tschernobyl. Beim Ausbaggern der Flüsse würden radioaktive Sedimente aufgewühlt und Cäsium-137 wieder in den Wasserkreislauf eingebracht werden. Flussabwärts sind dann 28 Mio. Menschen gefährdet (Association pour le Contrôle de la Radioactivité dans l’Ouest).
Wie schon bei dem 2,3 Mrd. € teurem Wasserstraßenkreuz Magedeburg ist auch diese Maßnahme ein Bombengeschäft für den Tiefbau und hier durchmengt mit nationalem Interesse.
In Magedeburg wurde es eine einzige Pleite, nur 7% der erwarten Anzahl von Schiffen nutzen es.
Zu ergänzen bleibt, dass dies auf den alten Planungen der Nazis zur Inbesitznahme Osteuropas basiert.
Kritik des Ausbaus der Wasserstraßen
Wesentliche Kritik löst die Vertiefung der Fließgewässer aus, weil bei Hochwasser dieses schneller abfließen kann und mit einem sehr hohen Scheitelpunkt flussabwärts auf einmal ankommt und über alle Ufer tritt.
Mäander, die Flussschlingen, verlängern die Fließstrecke, verzögern den Abfluss und sind deshalb zu erhalten resp. wieder anzulegen.
Gleiches gillt für Flussauen, Überflutungswiesen etc.. Sie sind Retentionsflächen. Diese können bei höheren Wasserständen einen Teil der Flut aufnehmen und deren Abfluss zeitlich verzögern.
Buhnen können den Abfluss beschleunigen oder bremsen, je nachdem wie und wozu man sie quer in den Fluss hineinbaut:
– Bei der Gewässerrenaturierung sollen begradigte Strecken wieder Mäander bilden. An einem Ufer wird die Buhne errichtet und das gegenüberliegende bleibt unbefestigt. Da strömt das Wasser entgegen, trägt ein wenig vom Ufer ab und bildet eine Vertiefung (Kolk), die oft Kinderstube der Fische ist. So bilden sich langsam Mäander mit den entschleunigenden Wirkungen, da sich der renaturierte Flusslauf durch die Flussschlingen verlängert, was das Gefälle vermindert.
– Bei der Fahrrinnenvertiefung werden dagegen die Buhnen paarweise beidseitig des Ufers angelegt. Damit wird der Flusslauf verengt, der Abfluss beschleunigt, am Gewässergrund Kies und Sand abgetragen und damit die Rinne vertieft.
Kritik des Europäischen Rechnungshofs
Der Europäische Rechnungshof hat die Planung der Wasserstraßen umfassend kritisiert: keine stichhaltigen Analysen des Bedarfs und Aufeinanderprallen von Umweltschutzerfordernissen und Ausbau der Binnenschifffahrt, keine wirksame Verbesserung der Schiffbarkeit, kein Anstieg des Güterverkehrs und fehlende Planung der Instandhaltung.
Die Kritik gilt auch für Deutsche Institutionen. So glaubte z. B. die IHK den notwendigen Ausbau damit zu begründen, dass „mehr als 30.000 Schiffe jährlich den Nord-Ostsee-Kanal (durchqueren). Ein Ausbau der Binnengewässer ist für die deutsche Industrie unabdingbar.“ – Nun Ägypten baggert ja auch nicht den Nil aus, weil im Suez-Kanal so viele Schiffe unterwegs sind.