Holz­auk­tion

Der Rhein­lan­der “Im Grune­wald, im Grune­wald ist Holz­auk­tion” klingt lustig, hat aber einen recht ernsten Hinter­grund. Nach der Grün­dung des Deut­schen Reichs 1871 wurden bis 1890 234 ha Grune­wald gero­det, damit sank der Preis für Holz und allent­hal­ben wurde es verstei­gert.

Die Rodun­gen erfolg­ten zur Anlage eines neuen Villen­vier­tels Grune­wald. Nach der Kaiser­krö­nung und seiner Rück­kehr aus Paris wollte Bismarck einen groß­zü­gi­gen Ausbau des Kurfür­sten­damms als Reit­weg zum Jagd­schloss Grune­wald in den Dimen­sio­nen des Champs-Élysées, 53 m breit. Das wohl­ge­lit­tene Projekt blieb aus Geld­man­gel jedoch liegen

1881 vermit­telte der Baum­schu­len­be­sit­zer Booth einen Kontakt mit Englän­dern, die den Kurfür­sten­damm bauen woll­ten, wenn man ihnen einige hundert Morgen Grune­wald gäbe. Booth kam aus Flott­bek und siedelte nach der Reichs­grün­dung nach Berlin, er beschwerte sich gegen­über Bismarck über die Krämer­see­len, die sich gegen den Import von Neophyten stemm­ten. Sein enger Kontakt zu Bismarck ermög­lichte seinen Import der Dougla­sien, die per Mini­ster­lass zum Anbau in den preu­ßi­schen Staats­for­sten empfoh­len wurde. Im Bismarck gehö­ren­dem Sach­sen­wald pflanzte er später für Bismarck Bäume. Das hat irgend­wie ein Geschmäckle.Unter Führung der Deut­schen Bank wurde ein Konsor­tium gegrün­det, das dann für die 234 ha Vorkaufs­recht für die Villen­ko­lo­nie Grune­wald erhielt, später “Millio­närs­ko­lo­nie Grune­wald” genannt.

Im Blick auf den Sied­lungs­bau gab es viele Wider­stände, auch von den Förstern, und erst 1889 konnte Bismarck sich durch­set­zen und im Hinblick auf eine Chole­ra­epi­de­mie, die in Buda­pest wütete, auf die Abschaf­fung der „groß­ar­tige Bazil­len­kul­tur“ vor den Toren Berlins und den Bau des Kurfür­sten­damms drän­gen. Wenn die Förster weiter­hin die Rodun­gen behin­der­ten, würde er sie im Falle einer Epide­mie haft­bar machen.
– Inter­es­sant ist, wie auch damals Spit­zen­po­li­ti­ker in das Immo­bi­li­en­ge­schäft der Millio­näre verwo­ben waren und parti­zi­pier­ten.

Ein Vier­tel­jahr­hun­dert später unter­schrie­ben mit Unter­stüt­zung zweier Zeitun­gen 30.000 Menschen eine Peti­tion zum Schutz der Wälder, das hatte dann 1915 den Dauer­wald­ver­trag zum Ergeb­nis. Es soll jedoch nicht uner­wähnt blei­ben, dass zeit­gleich am Wald in Vorbe­rei­tung der geplan­ten Olym­piade 1916 im Gebiet des Schan­zen­wal­des und des späte­ren Reichs­sport­fel­des geknab­bert wurde.

80 Jahre später wurde dann die Frage gestellt, warum denn der Teufels­berg nach Abzug der Alli­ier­ten natür­lich und nicht wirt­schaft­lich genutzt werden soll. Dass ein von den Nazis verletz­tes Rechts­gut des dauer­haf­ten Schutz des Waldes wieder herge­stellt werden sollte, war vielen ein abwe­gi­ger Gedanke.

Pacta sunt servanda = Verträge sind einzu­hal­ten!

Die näch­sten Touren:

Anste­hende Veran­stal­tun­gen

Wer über geplante Touren infor­miert werden möchte, melde sich bitte bei info(at)radtouren.info an. Die Anschrif­ten werden nicht weiter­ge­reicht und es erfol­gen ausschließ­lich Infor­ma­tio­nen über geplante Fahr­rad­tou­ren.

Schlag­wör­ter: