Hoher Fläming
Im Land der Findlinge, Schwindbäche und Rummeln
Der Fläming ist ein aus der Saale-Kaltzeit hervorgegangener, kaum zertalter Höhenzug, der sich von Magdeburg bis zur Dahme erstreckt. Sein westlicher Teil wird Hoher Fläming genannt. Wenn ich da radle, sehe ich eine fein gegliederte Landschaft mit anmutigen Tälern, riesige Flächen biologischer Landwirtschaft und tradierte Gewerke, Kerzenfabrikation in Reetzerhütte, die Gemeinde Görzke mit ihrer weit bekannten Töpferei und das Gut Schmerwitz.
Die Fahrradtour hat eine Länge von 35 km, den Streckenverlauf habe ich auf dem Routenplaner komoot veröffentlicht, der kostenfrei genutzt werden kann. Ich radle entgegen dem Uhrzeigersinn, um den anfänglichen Anstieg auf dem gepflasterten Fahrradweg nach Verlorenwasser zurückzulegen.
Durch die Altstadt von Bad Belzig geht es nach Norden über Weitzgrund nach Verlorenwasser. Ein frühes ABM-Projekt hat hier einen Radweg durch den Wald mit Verbundsteinen angelegt. In dieser strohtrockenen Gegend konnte kein Radweg ohne Befestigung angelegt werden. Ich erinnere mich noch gut an die elende Plackerei beim Radeln zuvor.
Nach 9,2 km erreiche ich den Mittelpunkt der DDR. Dieser wurde 1974 von der TU Dresden berechnet und mit einer Tafel versehen, jedoch wurde die Tafel wegen eines Schießplatzes der NVA 1976 wieder entfernt, man wollte hier ja gerade nicht Besucher heranlocken.
Der Treppenwitz ist, dass erst 1990, als es die DDR gar nicht mehr gab, der Mittelpunkt der DDR in der heutigen Weise gestaltet wurde und dann 1995 der 3,5 t schwere Findling aus Belzig hinzukam.
100 m weiter ist die Quelle eines kleinen Flusses, eines Schwindbachs, der nach kurzer Strecke im Sandboden abtaucht und einige hundert Meter später wieder ans Tageslicht kommt, so lautet sein Name Verlorenwasser. Der erste Ort, den er durchfließt, heißt ebenso.
Die Direktive 1/67 der DDR sah vor, dass nach den Erfahrungen mit dem 17. Juni 1953 bereits im Vorfeld von Unruhen 3.000 Menschen verhaftet und 10.000 in Isolierungslagern gebracht werden sollten. Ein derartiges Lager war hier nahe der Autobahn bei dem heutigen Tierheim vorgesehen.
Bis zum Hagelberg und nach Schmerwitz geht es nun über landwirtschaftliche Flächen. Diese sind keine tristen Äcker oder endlose Felder, sondern nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltet. Eine Karte von 1994 zeigt dies, als die biologische Landwirtschaft hier etabliert wurde, ein riesiges Biotopverbundsystems mit Streuobstwiesen, Brandenburgischen Feldhecken und mit Fruchtfolge bewirtschafteten Feldern.
Das Gut Schmerwitz ist ein Ökohof, betrieben nach den Richtlinien von Bioland, ein gut riechender Schweinestall sowie artgerechte Haltung von Hühnern und Schafen können besichtigt werden – sofern dies aktuell möglich ist.
In Kooperation mit dem Gut ist die Suchthilfe Scarabäus, die Töpferwaren in Königsblau fertigt und in deren Werkstatt Besucher/innen einen Blick werfen können.
Beim Abstecher zum höchsten Punkt Brandenburgs, dem Hagelberg, treffe ich auf zwei Denkmäler zu den Befreiungskriegen, einem wilhelminischen und einem sozialistischen.
Danach geht es weiter auf den Höhen des Flämings mit seinen diversen eiszeitlichen Spuren nach Schlamau, wo ich zunächst an einen der im Fläming typischen versickernden Bäche wie Verlorenwasser gelange und ein Stückchen weiter bei der Schlamauer Rummel dessen Quellgebiet sehe.
Zum Abschluss radle ich nach Wiesenburg am Schloss vorbei resp. kehre im dortigen Café ein, sofern Zeit vorhanden ist, und dann durch eine im englischen Stil gestalteten Parklandschaft zum Bahnhof.
Die nächsten Touren:
Anstehende Veranstaltungen
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