Neuzeit

Frühe Neuzeit

Die Renais­sance mit ihrer geisti­gen Erneue­rung undden Menschen mit seinen Fähig­kei­ten im Mittel­punkt sowie die Entdeckun­gen und die ihnen folgen­den Expan­sio­nen euro­päi­scher Staa­ten läute­ten im 15. Jahr­hun­dert die Neuzeit ein. Es folg­ten die Spal­tung der Kirche und der Nieder­gang des Feudal­sy­stems. Ab dem 16. Jahr­hun­dert erfolg­ten wissen­schaft­li­che Revo­lu­tio­nen und Vorfor­men indu­stri­el­ler Entwick­lung. Nach den großen Verwü­stun­gen des 30-jähri­gen Krie­ges und den großen Menschen­ver­lu­sten erfolgte die Anwer­bung von Menschen zuneh­mend und stei­gerte sich bis ins 18: Jahr­hun­dert

Nach den Erfah­run­gen des 30-jähri­gen Krie­ges und beim Bemü­hen des Wieder­auf­baus des Landes benö­tig­ten die abso­lu­ti­sti­schen Staa­ten stehende Heere und Beam­ten und pfleg­ten ihren Pomp. Der Bedarf an Geld, an wach­sen­den und konstan­ten Einnah­men wuchs. 

Peuplie­rung und Merkan­ti­lis­mus

Da die monetären und natürlichen Ressour­cen begrenzt waren, soll­ten Geld und Rohstoffe möglichst Land werden. Expor­tiert werden soll­ten vor allem Fertig­pro­dukte, die im Gegen­zug Geld resp. Edel­me­tall einbrach­ten. Diese Lehre wurde von Adam Smith, auf den sich Karl Marx und auch Albrecht Thaer bezie­hen, Merkan­ti­lis­mus genannt. Es wurde ein Bevöl­ke­rungs­wachs­tum bei nied­ri­gem Lohn­ni­veau ange­strebt. Inlän­di­sche Produk­tion sollte den Geld­ab­fluss ins Ausland vermei­den, Binnen­zölle wurden abge­schafft und der geför­derte Binnen­han­del vermehrte die Geld­menge. Diese und die Außen­han­dels­über­schüsse förder­ten das Wirt­schafts­wachs­tum und mehr­ten die Steu­er­ein­nah­men. Geld sollte nicht gehor­tet, sondern sein Umlauf gestei­gert werden. Das merkan­ti­li­sti­sche Verspre­chen war, dass dies mit Wirt­schafts­för­de­rung zu errei­chen war.

Kameralist
Veit Ludwig von Secken­dorff (Kupfer­stich von Martin Berni­ge­roth, 1701). Deut­sches Huge­not­ten­mu­seum.
In Deutsch­land wurde mit einem ganzen Bündel von Maßnah­men gear­bei­tet, zu denen neben Aspek­ten der Staats­ver­wal­tung insbe­son­dere auch die Steu­er­po­li­tik, die Förderung von Handel und Gewerbe, der Landes­aus­bau sowie die Bevölkerungspolitik gehörten.  Die Wirt­schaft wurde damit im 17. Jahr­hun­dert erst­mals als ein Faktor der Poli­tik wahr­ge­nom­men. Dies wird Kame­ra­li­stik genannt und bezieht sich dabei auf die hier­für täti­gen Kammer­be­am­ten, Im wirt­schaft­li­chen Sinne folg­ten die Kame­ra­li­sten dabei den Prin­zi­pien des Merkan­ti­lis­mus.

Die Situa­tion war in Preu­ßen ein wenig anders, im Krieg war die Bevöl­ke­rungs­zahl mehr als halbiert worden. In der Folge gab es enorme Produk­ti­ons­rück­gänge, die auch die Land­wirt­schaft betra­fen. Hier galt nicht die merkan­ti­li­sti­sche Annahme, viele Menschen an einem Ort ermög­li­chen Handel und wirt­schaft­li­che Wohl­fahrt — es gab ja gar nicht viele Menschen.
Der Kame­ra­list von Secken­dorff forderte und begrün­dete die Peuplie­rung genannte plan­mä­ßige Wieder­be­sied­lung in der Schrift „Teut­sche Fürsten­staat“,  “dass auff der Menge wohl­ge­nehr­ter Leute der grösseste Schatz des Landes besteht. Fried­rich I. rief ihn in hohem Alter nach der Veröf­fent­li­chung seiner Schrift „Teut­sche Fürsten­staat“ nach  Preu­ßen.
 
Die Peuplie­rung erfolgte meistens in durch Seuchen oder Kriege entvöl­ker­ten Gebie­ten. Dies hatte bereits der Urgroß­va­ter Fried­rich des Großen, der Große Kurfürst Fried­rich Wilhelm I. von Bran­den­burg, während des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges getan. Boden­schätze soll­ten erschlos­sen und Land­wirt­schafts­flä­chen nutz­bar gemacht werden. Unmit­tel­bar nach dem West­fä­li­schen Frie­den begann er mit der Kulti­vie­rung von Mooren und ließ den ersten Kanal zwischen Elbe und Oder bauen und begann mit den ersten Maßnah­men im oberen Oder­bruch. Zu Beginn des 18. Jahr­hun­derts wurde das Havel­län­di­sche Luch, in der Mitte das Oder­bruch und gegen Ende des Jahr­hun­derts Netze- und Wart­he­bruch melio­riert.

Reli­gi­ons­flücht­linge und Arbeits­mi­gran­ten

Bran­den­burg-Preu­ßen wird in diesem Zusam­men­hang und vor allem im Blick auf die Huge­not­ten oftmals eine zentrale Rolle zuge­spro­chen — aber das ist eher eine Frage der Wahr­neh­mung. Nur die knappe Hälfte der nach Deutsch­land migrier­ten Huge­not­ten kamen nach Bran­den­burg-Preu­ßen und die meisten Huge­not­ten gingen sowieso nicht nach Deutsch­land, sondern nach Holland und England.
Die plan­mä­ßige Peuplie­rung erfolgte auch in vielen ande­ren deut­schen Staa­ten und auch nicht nur in den evan­ge­li­schen. Die Ansied­lung von Flüch­ten­den und Vertrie­be­nen begann bereits im 16. Jh. beid­seits des Rheins, Flücht­linge aus Frank­reich und Holland.

Peuplierung
Empfang von Huge­not­ten durch Kurfürst Fried­rich Wilhelm. Gemälde von E. A. Fischer-Cörlin (vor 1893). Deut­sches Huge­not­ten­mu­seum.

Diese Ansied­lun­gen folg­ten sehr oft wirt­schaft­lich-fiska­li­schen Inter­es­sen, das am deut­lich­sten Fried­rich II. in seinem agno­sti­schen und konfes­si­ons­of­fe­nem Denken formu­lierte: “Alle Reli­gio­nen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, so sie erli­che Leute sind, und wenn Türken und Heiden kämen und woll­ten das Land peuplie­ren, so wollen wir sie Moscheen und Kirchen bauen.”

Die Peuplie­rung ging oft mit einem forcier­ten Landes­aus­bau einher, um brach­lie­gende Ressour­cen zu nutzen und die  Staats­fi­nan­zen zu mehren. So wurden nach dem Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg Schwei­zer nach Bran­den­burg geholt, um. Feucht­ge­biete zu melio­rie­ren und die Milch­wirt­schaft zu verbes­sern, ebenso wie wasser­bau­kun­dige Hollän­der; Fried­rich II. hat diese innere Kolo­ni­sa­ti­on­bei der Entwäs­se­rung des Oder­bruchs fort­ge­führt. Es gab auch Peuplie­run­gen, bei denen Gren­zen gesi­chert und Verkehrs­ver­bin­dun­gen mit Perso­nal versorgt werden soll­ten.

In der Zeit Fried­rich des Großen wurden in Preu­ßen über 1.000 neue Dörfer besie­delt und es kamen ca. 300.000 Einwan­de­rer ins Land, aller­dings forder­ten die Schle­si­schen Kriege auch 400.000 Leben. Fried­rich II. lud mit dem Verspre­chen der Reli­gi­ons­frei­heit Flücht­linge ein. Die großen Umwäl­zun­gen und demo­gra­phi­schen Verwer­fun­gen nutzte er mit Land­ver­spre­chun­gen an Sied­ler aus über­be­völ­ker­ten oder poli­tisch unru­hi­gen Staa­ten und privi­le­gierte sie gegen­über der heimi­schen Bevöl­ke­rung

Die Migran­ten waren bettel­arm. Die Groß­ko­lo­ni­sten­stel­len im Oder­bruch mit 6 Morgen Land wenig beliebt, denn diese 12.500 m2 muss­ten erst einmal urbar gemacht werden, sie muss­ten jahre­lang bei der Rodung und Kulti­vie­rung des Landes mit den kargen Sand­bö­den arbei­ten. Es wurden Arbeits­kräfte ange­wor­ben. In Müggel­heim bei Köpe­nick wurden Kolo­ni­sten aus der Pfalz ange­sie­delt, die Pfalz war prote­stan­tisch, die Kolo­ni­sten auch und ebenso die Hohen­zol­lern, es waren Arbeits­mi­gran­ten. Sie erhiel­ten Privi­le­gien, z. B. drei  Gene­ra­tio­nen Befrei­ung vom Kriegs­dienst. Im Gegen­zug wurde erwar­tet, dass sie das neu gewon­nene Land urbar mach­ten und so die Macht und den Reich­tum des Staa­tes mehr­ten. 

Mit den neuen land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen und den impor­tier­ten neuen Kartof­feln sollte der Hunger bekämpft werden. Aber, wenn die Nahrungs­mit­tel so knapp sind, dann muss man doch nicht 300.000 Menschen aufneh­men. Die syste­ma­ti­sche Wieder­be­sied­lung oder Peuplie­rung erfolg­ten für Auf- und Ausbau eines moder­nen abso­lu­ti­sti­schen Staa­tes, der eben nicht nur ein großes stehen­des Heer unter­hielt, sondern auch eine freie Bauern­schaft, eine Neue­rung, die eben­falls von fort­schritt­li­chen Kräf­ten wie Albrecht Thaer  gefor­dert wurde.

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Die Herr­scher Bran­den­burgs nach dem
30-jähri­gen Krieg

1640–88
Fried­rich Wilhelm, „der Große Kurfürst“
(* 16. Februar 1620; † 9. Mai 1688)

1685 Pots­da­mer Edikt, in dem wegen ihrer Reli­gion verfolg­ten prote­stan­ti­schen Huge­not­ten freie und sichere Nieder­las­sung in Bran­den­burg ange­bo­ten wurde.

1688–1713
Fried­rich III. Ab 1701 Fried­rich I.
(* 11. Juli 1657; † 25. Februar 1713)

„Kurfürst Fried­rich III. von Bran­den­burg“. 1701 Krönung in Königs­berg zu: „Fried­rich I. König in Preu­ßen“ liebte luxu­riö­ses Leben, hinter­ließ Schul­den.

1713–40
Fried­rich Wilhelm I., „der Solda­ten­kö­nig“
(* 14. August 1688; † 31. Mai 1740)

Star­kes Heer, das nur einmal Krieg führte. Einwan­de­rungs­pa­tent für Salz­bur­ger Prote­stan­ten. Spar­sa­mer Hof und straffe Verwal­tung, was im Zusam­men­hang mit seinem zwischen­mensch­li­chen Verhal­ten auch kritisch beur­teilt wird, Stoll­berg-Rilin­ger (DLF Nova) .

1740–72
Fried­rich II., „der Große“/„Alte Fritz“
(* 24. Januar 1712; † 17. August 1786)

„König in Preu­ßen“, Schle­si­sche Kriege 1742–1744 und 1744–1745, Schle­sien fällt an Preu­ßen, 400.000 Tote. Nach der 1. Polni­schen Teilung 1772: „König von Preu­ßen“.

Zusam­men­stel­lung aller Herr­scher Bran­den­burgs in der Wiki­pe­dia.

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