Wegweiserpark
Die Landgemeinde Witnica (früher Vietz), zu der auch Dąbroszyn (früher Tamsel) gehört, ist ein richtiger kleiner Marktflecken mit Bahnhof und zwei Hotels. Während der „wilden Vertreibung“ sind 1945/46 alle Deutschen aus Tamsel und Vietz geflohen oder ausgesiedelt worden. Es kamen nun Polen aus der Kresy, östlich der Curzon-Linie, also aus Gebieten, die Polen nach dem 1. Weltkrieg im polnisch-sowjetischen Krieg annektiert hatte.
Im Park der Wegweiser und Meilensteine der Kulturen (Park Drogowskazów i Słupów Milowych Cywilizacji) hat der Geschichtslehrer und Publizist Zbigniew Czarnuch ein Freilichtmuseum geschaffen, das mit vielen Exponaten aus Natur und Technik der gemeinsamen Geschichte der Polen und Deutschen gedenkt, ganz bewusst ein Beitrag gegen den ausgrenzenden Nationalismus. All dies kulminiert in einem Denkmal der Vertreibung, das diese dokumentiert, ohne Anklage zu erheben und gegeneinander aufzurechnen. Das hat einen biographischen Hintergrund:
1945 wurde sein Vater Bürgermeister und er kam nach Witnica. Er übermalte die Erinnerungen an die Deutschen und schlug die Inschriften aus den Steinen heraus, für ihn war das Gebiet urslawisch. Bei der großen politischen Krise und den antisemitischen Kampagnen in Polen 1968 wandelte sich sein Geschichtsbild. Deshalb verwies er mit dem Wegweiserpark auf die vielfältigen Verbindungen zwischen Polen und Deutschen. Traurig erinnere ich mich an die so ganz andere Diskussion in Deutschland über das Zentrum der Vertreibung und hoffe auf die versöhnende Botschaft dieses Denkmals.
