
Spandauer Forst
Der Spandauer Forst ist nicht so bekannt, er hat nicht den größten oder ältesten Baum, er ist auch nicht der größte Berliner Wald – und ich liebe ihn dennoch, durchflossen von der Kuhlake, Wiesen und Moore, unendlich schön.
Die Fahrradtour hat eine Länge von 21 km. Start- und Endpunkt ist die Bushaltestelle Johannesstift.
Es ist eine Rundtour und je nachdem, woher man kommt, kann man beginnen und enden.
Die Fahrradtour habe ich auf dem Routenplaner komoot veröffentlicht, der kostenfrei genutzt werden kann.
Von der Bushaltestelle Johannesstift führt mich der Weg zunächst zum Wildgatter mit Schwarz‑, Reh‑, Rot‑, Dam- und Muffelwild. Na auf die beiden letzten könnte ich verzichten, die insbes. vom Adel einst eingeführt nicht heimisch sind,
Der Weg geht entlang der Kuhlake, die früher Wasser aus dem Wald in die Havel abführte und seit der Sanierung vor einem halben Jahrhundert nunmehr umgekehrt fließt und den Wald mit Havelwasser versorgt. Der Wald ist mittlerweile Wassereinzugsgebiet.
Es geht weiter zum Eiskeller, dem kältesten Punkt Berlins. Nach 6,4 km zweigt eine Stichstraße des Eiskellerwegs ab; bei der Nr. 24 ist Lüdkes Garten, ein wundervoller Staudengarten, in dem immer etwas blüht; ein Blick über den Zaun lohnt sich.
Nach 300 m biege ich ab, da verlief die Mauer, der Eiskeller war ja eine Westberliner Exklave. Hier schrieb ein Schulschwänzers einst Weltpolitik. Erwin Schabe behauptete, die VoPo hätte ihm den Schulweg versperrt, wie das ausging, wird sehr gut mit alten Fotos vor Ort und auch im Internet gezeigt. Ich muss da immer Grinsen, ich bin selbst ja drauf hereingefallen.

Danach radel ich Richtung Osten zum Rohrpfuhl und komme an einem Wasserkreuz vorbei, der Kreuztränke. Dort wird Trinkwasser mit einem Horizontalbrunnen gefördert. Das Besondere ist, dass nicht senkrecht in den Boden gebohrt wird, sondern ein horizontaler Bohrstrang in einer bestimmten Tiefe unter der Erdoberfläche platziert wird. Er sammelt Wasser aus einem breiteren geografischen Bereich, da er horizontal durch verschiedene wasserführende Schichten verläuft. Dies ermöglicht eine erhöhte Förderleistung. Ein weiterer Vorteil eines Horizontalbrunnens ist seine geringere Umweltauswirkung, da er weniger Oberflächenstörungen verursacht und die Landschaft weniger beeinträchtigt.
Nach Überquerung der Schönwalder Allee erreiche ich einen sumpfigen Tümpel, den Großen Rohrpfuhl, diesen umrande ich am Südende und gelange zu seinem kleinen Bruder, dem Kleinen Rohrpfuhl, den ich kurz quere. Einst waren sie beide Seen, die auf Grund der Entwässerungen zunehmend vertrockneten. In den 80er Jahren begann man, diese Entwicklung zu stoppen und das Gebiet mit den ehemaligen Entwässerungskanälen zu vernässen. Dies erfolgt auch auf Grund der Klimarelevanz von Mooren.
Ich gelange nun auf den Oberjägerweg, auf dem einst der Oberjäger zwischen Potsdam und Oranienburg pendelte. Mitte der 70er Jahre war hier viel los. Ein weiteres Kraftwerk Oberjägerweg sollte mitten im Wald gebaut werden. Die Anwohner legten gegen die Fällgenehmigung (es gab noch gar keine Betriebsgenehmigung) Beschwerde ein, die erste Bürgerinitiative wurde gegründet, zusammen mit den Umweltverbänden dagegen protestiert und der Bauplatz besetzt. Es war ein riesiger Erfolg, als der Prozess gewonnen wurde und die Bäume nicht gefällt werden konnten.
Aus dieser Erfahrung hatten die Beteiligten gelernt und gründeten bald danach 1979 die Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz. Sie ist eine Serviceeinrichtung der Berliner Naturschutzverbände, mit der gemeinsam Interessen des Naturschutz koordiniert verfolgt werden, notfalls gerichtlich.
Dann geht es kurz nach Nieder-Neuendorf und entlang der Havel bis zum Teufelsseekanal. Über ihn wurde früher ein nörlich von ihm liegendes Kraftwerk vesorgt. Nach dessen Abriss sollte das oben erwähnte Kraftwerk Oberjägerweg gebaut werden. Der Kanal ist nicht mehr beschiffbar. Hier war früher der westliche Kontrollpunkt des Zolls, in den die Grenzposten der DDR nicht hineinsehen konnte.
Nach 17,5 km erreiche ich den letzten Punkt, vielleicht den Höhepunkt, das Teufelsbruch. Es ist ein Naturschutzgebiet und mit seinen Seitenarmen das größte Moor des Spandauer Forst.
Ich entscheide mich für „das“, weil die dort lebenden Feen meist weiblich sind und das generische Maskulinum eh ein Problem ist.
Ich entscheide mich für „das“, weil die dort lebenden Feen meist weiblich sind und das generische Maskulinum eh ein Problem ist.
Bei Trockenheit kann ich über den Damm durch das Bruch mein Fahrrad schieben und komme dann beim km 19 wieder auf die Route.
Ich nehme mir ein wenig Zeit hierfür, es ist ein einziger Genuss. Aber Vorsicht! Ich gehe vorab zu Fuß auf den Damm und prüfe, ob er passierbar ist. Bei hohem Wasserstand auf dem Damm das Fahrrad zu wenden, ist kein Vergnügen.
Ansonsten geht die Route um das Bruch herum.
Der Rückweg zum Johannesstift führt nun wieder an den Wildgattern vorbei, jedoch an einer anderen Seite.
Die nächsten Touren:
Anstehende Veranstaltungen
Wer über geplante Touren informiert werden möchte, melde sich bitte bei info(at)radtouren.info an. Die Anschriften werden nicht weitergereicht und es erfolgen ausschließlich Informationen über geplante Fahrradtouren.