Jüdischer Friedhof Heerstraße
Im Zuge der Ost-West-Spaltung Berlins spaltete sich die jüdische Gemeinde. Die Friedhöfe in der Großen Hamburger Straße und Schönhauser Allee waren seit dem Krieg geschlossen. Die jüdische Gemeinde Ostberlins hatte den Friedhof in Weißensee und die Westberliner Gemeinde benötigte nunmehr einen eigenen. Ende 1955 wurde dieser an der Heerstraße eingeweiht. Mehr als fünftausend Menschen wurden bisher bestattet und 2000 wurde der Friedhof erweitert.
1960 wurde nahe dem Eingang ein Denkmal an die jüdischen Opfer des NS-Regime mit den Steinen der zerstörten Synagoge in der Fasanenstr. errichtet. Es trägt die Inschrift: “Denen, die unter der Herrschaft des Unmenschen ihr Leben lassen mussten zum ewigen Gedächtnis – 1933–1945”.
Am 30. Sept. 1984 wurde eine Urne mit Asche aus Auschwitz beigesetzt.
Mit privaten Gedenksteinen erinnern Überlebende an ihre ermordeten Angehörigen.
Am Promenadenweg sind einige mittelalterliche Grabsteine aufgestellt, die vom Spandauer Judenkiewer, dem jüdischen Friedhof außerhalb der Stadt, stammen und bei Ausgrabungen und Ausschachtungen gefunden wurden.
Auf den Friedhof erfolgten dreimal antisemitische Anschläge. Am 27. Sept. und am 19. Dez. 1998 galten die Anschläge ganz deutlich dem Grab von Heinz Galinski. Die dabei gesprengten Teile wurden zur Mahnung neben die anschließend neu errichtete Grabplatte gelegt.
Für Juden sind ähnlich wie für Muslime Bestattung und Grab sehr heilig. Ihre Schändung ist unsäglich. Und so ließ sich nach der Schändung des Grabes von Heinz Galinski dessen Nachfolger als Vorsitzender des Zentralrats der Juden nicht, wie ursprünglich angedacht, in Deutschland, sondern in Israel bestatten.
2002 erfolgte der nächste Anschlag, auch diesmal konnten die Täter nicht ermittelt werden.
In der Ehrenreihe liegen unter anderem Heinz Galinski und Hans Rosenthal begraben.
Galinskis Frau und Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Heinz Galinski (1912–92) war nach dem Krieg Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), trat späterer aus, von 1949–92 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlin, von 1954–63 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und ab 88 bis zum Tod deren Präsident.
Sein engagiertem und energischem Wirken ist der Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin zu verdanken. Auf dem Grabstein steht: “Er widmete sein Leben in Treue dem Dienst der Gemeinschaft”, ein aufgeschlagenes Buch symbolisiert dies Wirken.
Seine Tochter aus zweiter Ehe, Evelyn Hecht-Galinski, ist die Gründerin der deutschen Sektion der “Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost”. Sie setzt sich für den Abzug Israels aus den israelisch besetzten Gebieten und gleiche Rechte für alle Menschen in dem von Israel kontrollierten Territorium ein. Dafür wird sie von nicht-jüdischen Deutschen wie Volker Beck (GRÜNE) als Antisemitin beschimpft.
Hans Rosenthal (1925–1987), RIAS und Fernsehen, hatte die Nazizeit in einem Versteck in Berlin-Fennpfuhl mit Hilfe dreier Berlinerinnen überlebt. Er war Mitglied im Zentralrat der Juden.
Weitere Persönlichkeiten:
- Arthur Brauner (1918–2019), Filmproduzent
- Ernst Deutsch (1890- 1969), einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler bei Max Reinhardt
- Estrongo Nachama (1018–2000), Oberkantor (Video mit Gebetsgesängen zur Versöhnung) der Jüdischen Gemeinde von 1947 bis zu seinem Tode im Januar 2000
- Jeannette Wolff, geborene Cohen (1888–1976), Politikerin, Stadtälteste, Frauenrechtlerin