Nördlicher Grunewald
Südlicher Grunewald
Der Grunewald war ein riesiges Waldgebiet zwischen Charlottenburg und Potsdam und ging südlich fast bis zur Steinbahn, der ersten von Carl Gotthard Langhans gebauten befestigten Chaussee Preußens, die vom Potsdamer Platz über Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf nach Potsdam führte.
Und so beginnt die Tour nicht im Wald, sondern am S‑Bhf. Wannsee (nördlicher Ausgang), der früheren Waldgrenze.
Die Fahrradtour ist 19 km lang und ihren Verlauf habe ich auf dem Routenplaner komoot veröffentlicht, der kostenfrei genutzt werden kann.
Grunewaldseenkette
Ich radel ein kurzes Stück auf dem Kronprinzessinnenweg, biege in die Scabellstraße ein und dann weiter bis zu ihrem Ende am Wannsee. Dort befinde ich mich auf dem Mündungsgebiet eines früheren, am Nollendorfplatz entsprungenen Fließgewässers, der Grunewaldseenkette. Und damit ist gleich neben dem Wald das zweite zentrale Themen dieser Tour angesprochen, die Trinkwasserförderung mit ihren Folgen für die Landschaft.
Nikolassee
Dieser Grunewaldseenkette folge ich aufwärts bis zum Grunewaldsee, zunächst an Feuchtwiesen des einstigen Nikolasgrabens und dann am Nikolassee entlang, sehr schön, aber ein Fake. Es ist nicht der ursprüngliche See, der war 1910 ausgetrocknet und ein nicht naturgetreuer Nikolassee 2.0 wurde angelegt.
Der durchgehende Verlauf eines Fließgewässers ist nur zu erahnen, weil wegen des Baus der S‑Bahn sowohl hinter der Feuchtwiese an der Borussenstr. als auch am Ende der Rehwiese bei der Spanischen Allee die tieferliegenden Gelände zugeschüttet wurden.
Rehwiese
Knapp 2 km geht es an der Rehwiese entlang, an der seit 1888 30.000 m3/Tag Wasser gefördert wurden. Seit einigen Jahren erfolgt dies nur noch begrenzt, um vernässte Bereiche zu bewahren, wofür auch gleichzeitig der Gehölzwildwuchs zurückgedrängt wird. Im Blick auf die ökologischen Leistungen eines Moores gilt die Rehwiese als Negativbeispiel.
Die nun zu überquerende Spanische Allee hieß ursprünglich Wannseestr. und wurde nicht Spaniens, sondern der faschistischen Legion Condor „zu Ehren der Zerstörung von Guernica“ von den Nazis umbenannt. Im Stile westdeutscher „Vergangheitsbewältigung“ hat man Jahrzehnte später die Ecke Spanische Allee/Tewsstr. in Guernica-Platz als Kompensation der ursprünglichen Namensänderung der Nazis umbenannt und Spanische Allee beibehalten. An dem Platz steht kein Haus, einen menschenleeren Platz in Guernica-Platz zu benennen, ist eine Schändung.
Schlachtensee
Am Schlachtensee folge ich dem nördlichen Ufer und bleiben von nun an im Wald. Die Waldbilder, die Zusammensetzung des Waldes mit unterschiedlichen Baumarten, wechseln häufig. Der Grunewald hat eine sehr abwechslungsreiche Geschichte hinter sich und die Zusammensetzung des Waldes zeugt deutlich davon.
Der Schlachtensee wird am Südende künstlich mit aufbereitetem Havelwasser vom Wasserwerk Beelitzhof gespeist. Über den Wolfsschluchtkanal fließt es weiter zur Krummen Lanke und dann über den Fenngraben zum Grunewaldsee. Das ist also die Umkehrung der ursprünglichen Fließrichtung vom Lietzensee und Nollendorfplatz in den Wannsee. Derartiges ist auch bei der Kuhlake im Spandauer Wald geschehen, wo ebenfalls Folgen übermäßiger Trinkwasserentnahme ausgeglichen werden mussten.
Krumme Lanke, Riemeisterfenn und Langes Luch
Die Tour folgt weiter der Grunewaldseenkette aufwärts bis kurz vor dem Grunewaldsee. An der Krummen Lanke passiere ich den Ort des unaufgeklärten RAF-Mordes an Ulrich Schmücker. Am Übergang zum Riemeisterfenn stand ein Wasserwerk, das abgebrannt wie auch weitere kleine zwischenzeitlich stillgelegte Wasserwerke reaktiviert werden soll, um den Spitzenbedarf im Sommer mit abfangen zu helfen. Es geht dem Fenngraben und dem Riemeisterfenn entlang weiter zum Langen Luch.
Beim Wolfsschluchtkanal und Fenngraben erfolgen Regenwassereinleitungen, die durch Staub, Luftschadstoffe, Abrieb der Straßendecke und Autoreifen, Ölverluste, Laub, Exkremente von Tieren, Streugut im Winter usw. stark verunreinigt sind. Nach stärkeren Regenfällen kommt es immer wieder zu Fischsterben, weil der Abbau der eingeschwemmten organischen Stoffe viel Sauerstoff verbraucht. Um die Belastung der Gewässer zu reduzieren, werden an den Haupteinleitungsstellen Retentionsbodenfilter.
Grunewaldgraben
Ich verlasse die Grunewaldseenkette und radel zum Grunewaldgraben. Dieser ist in der Mitte der Karte gut zu erkennen. Postfenn, Teufelsfenn, Pech- und Barssee liegen in ihm. Die nächsten 2 km geht es auf dem Weg zum Grunewaldgraben ebenerdig auf der Grundmoräne des Teltows zu einer
Düne mit Fledermausquartier
Wo einst mitten im Grunewald die US-Army 26 oberirdische Munitionsdepots errichtet hatte, sind nun Dünen mit einem Winterquartier für Fledermäuse entstanden.
Bei der weiteren Tour treffe ich kurz vor dem Barssee auf Berlins
Größte Kiefer
Freistehende Kiefern sind für mich die schönsten Bäume, sie bilden ganz individuelle Kronen aus, sind farblich nicht festgelegt, ihre Rinde wechselt die Farbe von rot zu schwarz. Zusammen mit den Birken sind sie die radikalsten Pionierbaumarten. Die schönsten Kiefern im Grunewald fand ich auf dem Havelhöhenwanderweg, kartographiert auf komoot.
Und dennoch wird aus zwei Gründen über die Kiefern heftig geklagt: ihre Brandgefahr und ihr Wasserverbrauch.
Ich wechsle das Thema, ich komme nun nämlich zu einem See, leider zu einem ehemaligen, dem
Barssee
In den 50er Jahren ging ich zur Schule, da war die Saubucht mit über 3 m tiefen Pech- und Barssee, in dem damals Barsche lebten, ein beliebtes Ausflugsziel. Der See hat sich seither sehr gewandelt, es gibt ihn so gut wie nicht mehr, das soll sich nun ändern. Es geht nicht nur um den Erhalt des Sees, sondern auch um die klimatisch so notwendige Renaturierung von Mooren.
Himmelsteich
Auf dem Weg zum Pechsee liegt links von mir ein kleines sehr schön aussehendes Gewässer, so sollten die anderen Seen hier auch aussehen. Allerdings ist es ein Biotop aus 2. Hand. Bei der Munitionsberäumung des Barssees hatte hier das schwere Gerät den Boden derart verdichtet, dass sich der kleine Himmelsteich bildete (Schwerter zu Pflugscharen). Und wenn ein neuer Lebensraum entsteht, kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Pionierarten, peu à peu kommen danach weitere Arten hinzu.
Pechsee
Beim Pechsee finde ich eine nicht ganz so weit fortgeschritten Situation wie am Barssee.
In der Ausstellung WassErleben im Ökowerk wird dies und der Zusammenhang mit der Wasserförderung sehr gut dargestellt.
Die nächsten Touren:
Anstehende Veranstaltungen
Wer über geplante Touren informiert werden möchte, melde sich bitte bei info(at)radtouren.info an. Die Anschriften werden nicht weitergereicht und es erfolgen ausschließlich Informationen über geplante Fahrradtouren.